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10. Tag, Veišivatnahraun - Jökulheimar

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Copyright © Dieter Graser

Sonntag, 25. Juli 1999


Gehorche widerwillig dem Wecker. Draußen absolut klarer Himmel - keine Wolke zu sehen! Allein mein Zelt steht im Schatten eine etwa 50 m hohen Berghanges. Gegen 8:00 Uhr hat auch mein Zeltplatz die ersten Sonnenstrahlen. Start um 8:20 Uhr.

Hraunvötn

Erst die 200 m zum Nordende des Sees und dann über das im Sand ertrunkene Lavafeld des Veišivatnahrauns auf einen auffallenden Berg (815 m) mit einem felsigen Gipfelplateau zu. Ich bleibe dabei westlich einer markanten Kraterreihe. Das Lavafeld ist sehr gut zu gehen. Der Sand zwischen den einzelnen Lavatrümmern ist fest und ich sinke nur wenig ein. Nach knapp zwei Stunden erreiche ich die Piste nach Jökulheimar. Im Westen hebt sich blendend weiß die flache Kuppel des Hofsjökulls mit den Hásteinar und dem Arnarfell über den Horizont. Aber noch kaum ein Gedanke an den Rückweg, der dort vorbeiführen soll. Weit vor mir liegt die breite Zungenfront des Tungnaájökulls. Das Eis ist schuttdurchsetzt und erscheint aus der Ferne blauschwarz. Vor mir liegt ein flaches, mehrere Kilometer breites Tal, das im Norden und im Süden durch felsige Höhenzüge begrenzt wird.

Piste nach Jökulheimar

Auf den nächsten 13 km gibt es kaum Abwechslung. Alle hundert Meter vielleicht einmal ein Grasnelkenpölsterchen mit 2-3 Blüten. Sonst nur schwarzbrauner Kies und Sand. Ich suche mir Nahziele wie einen größeren Stein oder eine umgefallene Markierungsstange um in der Monotonie eine Fixpunkt zu haben und an irgendetwas mein Vorankommen messen zu können und um die alle gewohnten Maßstäbe sprengende Weite in erreichbare Nahziele gliedern zu können - Wüstenpsycholoie. Ein kräftiger und kalter Rückenwind aus Südwesten schiebt mich an. Meine Moral ist bestens und die körperliche Verfassung ebenso. Immer wieder finde ich Karls verwehte Spuren die in Gegenrichtung führen. Ein einzelner Geländewagen mit französischer Numer (74) kommt mir entgegen. Eine letzte Begegnung. Ein älteres Paar hält an und wir unterhalten uns etwas über das woher und wohin und weiter geht es. Gegen Mittag überholt mich von Südwesten her eine hohe Wolkenfront mit schön ausgebildeten Lenticularis und zeigt mir an, daß sich das Wetter ändern wird. Ich mache nur wenig Pausen, denn es fehlt einfach an geeigneten Sitzsteinen auf denen ich meinen Rucksack abstellen könnte um die Schultern zu entlasten. Ich überlasse mich dem Rythmus des Gehens. Die Gedanken gehen schon längst ihre eigenen Wege. Endlich hat diese lange Ebene ein Ende. Links ein kleiner Kratersee, dann wieder Lava und ein paar Hügel mit kurzen Anstiegen. Die Piste verläuft direkter, als auf der Karte eingezeichnet, entspricht also in etwa der "Abkürzung", die ich eingeplant hatte.

Um 15:00 Uhr erreiche ich die Hütten von Jökulheimar. Habe ein ganz schönes Tempo durchgehalten und spüre das nun auch. Auf einem sandigen und überraschendeweise etwas begrünten Fleck neben den Hütten baue ich mein Zelt auf. Suche nach dem Brunnen, den mir Karl beschrieben hat. Schließlich finde ich ihn im trockenen Bachbett östlich der Hütten. Fehlt nur noch eine lange Stange an der ich meine Wasserflasche befestigen könnte. In der Hütte ist sicher ein Eimer mit einem Seil. Irgendwie ist mir das zu blöd jetzt irgendwas zu improvisieren, denn auf dem Sander Richtung Gletscherrand glänzen ein paar Wasserflächen. Also begebe ich mich auf einen längeren Spaziergang. Die erste Stelle führt trübes Gletscherwasser, aber an der zweiten finde ich klares "Grundwasser", das genügend duch Sand und Kies gefiltert wurde. Aufgetankt und zurück zum Zelt. Mittlerweile ist von Westen eine dicke Wolkendecke aufgezogen und verschluckt alles was 100 bis 200 m über die Ebene ragt. Wo ist das schöne Wetter von heute Morgen geblieben? Im Zelt gekocht und an den Aufzeichnungen. Feiner aber dichter Nieselregen hat eingesetzt. Noch etwas gelesen.


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11. Tag Jökulheimar - Hraungil