10. Tag, Hornvík - Hlöðuvík

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Dieter Graser © 2014

Montag, 12. Juli 2010


Jungfuchs
7:15 Uhr - das gute Wetter hält an. Breche um 9:20 auf. Der hier stationierte Ranger bestätigt mir noch, dass der Zeltplatz hier wirklich kostenlos ist und gibt mir noch ein paar Tips. Der Weg geht zu Beginn immer den Strand entlang. Kaum bin ich zehn Minuten gegagen, sehe ich links am Hang eine ganze Fuchsfamilie zwischen den Felsen. Also Rucksack abgesetzt und eine längere Pirsch eingelegt. Ich bin froh, dass ich zu dieser Zeit der einzige bin, der unterwegs ist und so gibt es keine Störung und die Tiere kommen ziemlich nahe heran.

Tröllakambur
Um die Spitze der Landzunge Hafnarnes herum wird der Hang ziemlich steil und felsig. Der Weg weicht auf den Geröllstrand aus und schließlich versperren einige Klippen den Weg. An einer der Klippen hlift mir ein schon ziemlich mitgenommenes Seil eine steile, sandige Rinne hinauf ud auf der anderen Seite wieder hinunter. Links die Felswand, rechts die heute ruhige See und dazwischen eine Halde aus Brandungsgeröll und Steinschlagschutt. Gerade noch rechtzeitig bemerke ich, dass kurz nach der Seilstelle kleine Markierungspflöcke steil einen grasigen Hang hinaufführen. Tatsächlich ist der Weiterweg über das Strandgeröll wenig weiter durch die steilen Klippen des Tröllakambur versperrt.

Rekavík
Man umgeht die Klippen über einen steilen, schmalen und auch etwas ausgesetzten Pfad weiter oben am Hang. Dafür hat man einen schönen Blick bis auf den Grund des kristallklaren Wassers vor den Klippen. Auf flacherem Gelände erreicht man schließlich das Innere der kleinen Bucht Rekavík. Der Talbach wird an seiner Mündung in die See auf zwei Treibholzstämmen überschritten. Auf der anderen Bachseite, neben den Überresten des aufgelassenen Hofes Rekavík bak Höfn, befindet sich eine Holzplattform. Ein idealer Platz für eine kurze Pause und einen Rückblick auf das Panorama des Hornbjarg.

Atlaskarð
Der Anstieg durch das Tal zum Pass Atlaskarð ist nicht zuletzt dank gutem Wegebau (Zickzack - keine Direttissima!) sehr angenehm und kraftschonend. Vielleicht ist es auch das sonnige Bergwetter, die üppige Blumenpracht, das Plätschern der vielen kleinen Bäche, dass ich mich wie auf einer Bertour in den Allgäuer Alpen fühle - fehlt nur noch das vielstimmige Gebimmel der Kuhglocken. Pünktlich mit Erreichen der Passhöhe der Atlaskarð ist es vorbei mit der Idylle. Wolken verdecken die Sonne, eine kalter Wind pfeift in den Pass hinauf und bringt einen Regenschauer mit sich. Schnell mache ich mich regenfest. Nach einem kurzen Abstieg verläuft der Weg dann über 3 km auf einer Verebnung unterhalb der Schneefelder des Fannarlág. Der Weg ist auf dem blockigen Untergrund oft nicht zu erkennen und man muss nach den Steinwarten Ausschau halten. Aber selbst diese nimmt man oft nicht wahr - sind sie doch nur Steinhaufen in einem Haufen Steine. Bei Nebel ist hier Vorsicht geboten. An einem kleinen Schmelzwasserbach hole ich die Gipfelbrotzeit nach. Eine vierköpfe Familie aus Deutschland ist die ersten Begenung an diesem Tag. Sie sind in Gegenrichtung unterwegs. Schließlich noch ein kurzer Gegenanstieg zur Scharte am Skálarkambur und schon sieht man die Hütten und den Zeltplatz von Búðir in der Bucht Hlöðuvík.

Hlöðuvík
Was mich allerdings überrascht ist der Winkel, in dem man zur Hlöðuvík hinunterblickt! Alle Achtung! Da geht es nicht nur steil, sondern sausteil hinunter. Schwindelfrei und trittsicher sollte man hier schon sein. Oft besteht der Pfad nur aus Tritten, die keinen Fehler erlauben. In den felsigen Schrofen sind Stufen bei denen die Zuhilfenahme der Hände keine Schande ist. Endlich wird der Weg etwas flacher und breiter. Vorsicht ist dennoch geboten, denn Steinschlag gefährdet ist er allemal. Das Kar Skál (skál = Schale) macht seinem Namen alle Ehre und birgt einen kleinen Karsee. Noch eine kleine Steilstufe die Karschwelle hinunter und die letzten Meter über sumpfige Wiesen zu den freundlich gelben Hütten.

Welpe
Finde schnell einen Platz für das Zelt und richte mich ein. Ach ja, es herrscht wieder schönster Sonnenschein und sommerliche Wärme. Döse etwas im offenen Zelt. Als ich die verschlafenene Augen wieder öffne, sehe ich zwei junge Füchse, die zu mir herüber blicken. Sie wohnen offensichtlich unter den Holzplattformen, auf denen die Hütten gebaut sind. Als ich mich mit dem Tele heranpirschen will, verschwinden sie schnell wider unter den Brettern, rumoren dort ein wenig herum und tauchen irgendwann an einer anderen Hausecke wieder auf. Bin wieder mal mit dem Foto auf Fuchsjagd.

Búðir
Von einer Isländerin, die wegen Knieproblemen heute ihre Wandergruppe allein hat ziehen lassen müssen, erfahre ich, dass die Hütten alle alle in privater Hand sind, aber dass sie der Ferðafélag Íslands anmieten kann. Spät trudeln heute die beiden Belgier ein. Sie hatten vergeblich in der Hornvík auf das Boot gewartet, mit welchem sie die Ergänzung ihrer Futtervorräte erwarteten. Enttäuscht wandten sie sich an den Ranger, der nur meinte, warum sie ihn nicht früher gefragt hätten, das Packet sei schon längst da. Ebenfalls angekommen ist eine Gruppe von Vesturferðir. So ist an diesem herrlichen, nordischen Sommerabend für viel Unterhaltung gesorgt und mittendrin tollen die Fuchswelpen, wie tapsige kleine Bären spielend zwischen den Hütten herum.

Nach dem Abendessen sitze ich noch lange mit Isländern auf der Plattform vor der Hütte und wir beobachten die im Norden langsam tiefer sinkende Sonne, die scheinbar nicht untergehen will. Von Osten her schiebt sich, weit draussen, ein riesiges Kreuzfahrtschiff den Horizont entlang. Auf den ersten Blick hätte man es für eine felsige Insel halten können. Bis zum Sonnenuntergang um 0:28 (nach Vorhersage des GPS) Uhr bleibe ich nicht auf, sondern verziehe mich in mein Zelt und in den Schlafsack. Morgen ist der letzte Tag der Tour!


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