Vorwort

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Dieter Graser © 2014


Ein altes Projekt

Es war mal an der Zeit den Blickwinkel auf Island zu ändern. Bisher habe ich mich mit meinen Touren auf das Hochland konzentriert. Sogar der Untertitel dieser Webseite heißt "Wanderungen über das Hochland Islands". Im Sommer 2010 war ich (zwangsläufig) ohne berufliche Verpflichtungen und somit war es ach an der Zeit neue Wege zu gehen. Warum dann nicht damit auch in Island beginnen? Hornstrandir stand schon seit Jahren auf meinem Plan, aber es kam mir halt immer ein anderes Hochlandprojekt dazwischen.

Ein Griff in das Bücherregal und in den Kartenschrankund Páll Ásgeir Ásgeirssons isländische Hornstrandirführer zu Rate gezogen. Und über Google dann noch die Fahrpläne der Fährboote herausgesucht.

An möglichen Routen verschiedenster Längen fehlt es in Hornstrandir wahrlich nicht, aber bald stand fest, dass es um den nördlichsten Punkt, das "Horn" herum gehen sollte. Die wichtigste Entscheidung bei allen Hornstrandirtouren ist die Gehrichtung und die richtet sich am besten nach dem Fahrplan der Fährboote. Manche wenige Ziele werden (fast) täglich und manche Ziele nur einmal in der Woche angefahren. Dumm wenn man sich dann so ein Ziel aussucht und sich verpätet. Es soll ja auch schon Wanderer gegeben haben, welche das letzte Boot der Sommersaison (d.h. des Jahres) verpasst haben! Da ich keine Lust hatte mir diesen Zeitdruck aufzuerlegen, wählte ich den Hrafnsfjörður, der einmal wöchentlich angefahren wird, als Ausgangspunkt um die Wanderung in Hesteyri, mit täglichem Bootsanschluss, zu beenden.

Für die Dauer der Tour habe ich 8 Tag veranschlagt, plus ein bis zwei Reservetage. Im Übrigen war ich zeitlich weitgehend ungebunden. Die An- und Abreise erfolgte im eigenen Auto und sollte mir auch Gelegenheit bieten ein wenig von den Westfjorden kennenzulernen.

Hornstrandir

Hornstrandir Karte
Unter dem Begriff Hornstrandir wird die wilde, von Fjorden und Buchten zerlappte Halbinsel im äußersten Nordwesten Islands zusammengefasst. Eigentlich bezeichnet der Name nur denjenigen Küstenabschnitt der sich im Osten der Halbinsel vom Horn nach Süden zieht, aber der Name steht zumindest im touristischen Breich für die ganze wilde, unbewohnte Halbinsel. Unbewohnt war sie nicht immer. Bis vor hundert Jahren waren die Buchten und Fjorde ebenso besiedelt wie andere Küstenregionen Islands auch. Mit der Modernisierung Islands und der Wandlung der Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die von der verkehrstechnischen Erschließung nicht erreichbaren Einzelhöfe auf der Hornstrandirhalbinsel aufgegeben. Das Modell einer fast autarken Landwirschaft auf Höfen die im Winter monatelang von allem Verkehr so gut wie abgeschlossen waren bot den jüngeren Generationen keine Zukunft mehr. Die traditionellen Torfhöfe wurden verlassen und zerfielen. Übrig bleiben nur die wenigen standhafternen Holzhäuser, welche von ihren Besitzerfamilien erhalten und zum Teil zu Sommerhäusern ausgebaut wurden. Ebenso sind einige Kirchen und Friedhöfe erhalten gebleiben.

Es finden sich auch die Überreste einer alten Walfangstation bei Stekkeyri nur wenig nördlich von Hesteyri. Und verteilt an exponierten Stellen Hinterlassenschaften welche von der Anwesenheit der britischen und amerikanischen Armee während des zweiten Weltkrieges und des kalten Krieges zeugen. Auch manche, inzwischen verfallene, Weganlagen sind auf diese Zeit zurückzuführen. Alte Übergänge von einem Fjord oder Bucht in den nächsten sind oft mit Steinwarten markiert.

Die Natur Hornstrandirs ist seit der Aufgabe der Höfe sich selbst überlassen. Es weiden keine Schafe mehr und die Polarfüchse, das einzige heimische Landsäugetier, werden nicht mehr gejagt und sind dem Menschen zutraulich geworden. Der Einfluß des Menschen ist aber in allen Buchten Horstrandirs sichtbar. Neben den Treibholzstämmen welche die Meerseströmung von Sibirien herangetrieben hat findet sich an den Ufern auf Schritt und Tritt Plastikmüll, vor allem Müll aus Seefahrt und Fischerei wie Netze, Bojen, Taue und Behälter aller Art.

Trotzdem ist Hornstrandir nichts weniger als ein Wanderparadies wenngleich es dem Islandstereotyp von "Feuer und Eis" so gar nicht entsprechen will. Aber auch das ist Island - und zum Glück ist Hornstrandir abgelegen und wehrt dadurch schon die "Touristen" ab, die nicht bereit sind etwas mehr Zeit zu investieren und sich auf ein spezielles Abenteuer einzulassen. ab.


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