4. Tag, Tindaskagi - Hlöšufell

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Dieter Graser © 2010

Sonntag, 19. August 2007


In der Nacht wehte immer ein leichter Wind. Morgens kein Tau und kein Kondens am Zelt. Es ist bewölkt und der Wind kommt aus Ost. Im Süden, Richtung Žingvellir hängen weißliche Regenschleier. Frühstücke mein Müsli mit frischen Heidelbeeren! Aufbruch um 8:10 Uhr. Wie befürchtet fängt es nach einer halbern Stunde an zu nieseln. Gehe den langgestreckten Höhenzug des Tindaskagi entlang nach Nordosten. Der breite, flache, alte Schildvulkan Skjaldbreišur stößt mit seinen Ausläufern an die Bergkette und zwingt die Piste zu einem langen, sanften Anstieg.

Skjaldberg
Am Nordende der Bergkette biegt die Piste nach Osten ab. Etwa 500 m von der Piste entfernt liegt die private Hütte Skjaldberg. Ich schaue mir die Hütte näher an und finde sie verschlossen. Das Nieseln hat längst aufgehört so bietet die Hütte einen willkommener Anlaß den Rucksack abzusetzen und eine Pause einzulegen. Im Fenster der Hütte hängt ein Zettel bei wem man die Hütte buchen und den Schlüssel bekommen kann. Vergesse leider ihn abzufotografieren. Aufallend üppige Vegetation rund um die Hütte. Hier ist wohl für Pferde der einzige Weideplatz in der weiteren Umgebung, darum hat man dann wohl an diesem Rastplatz diese Hütte gebaut. Im Süden bildet eine rauh gezackte Bergkette eine weite, eindruckvolle Bucht.

Dann wieder den Rucksack geschultert und weiter der Piste nach. Meine Gehmoral ist schlecht. Die Füße schmerzen und der Rucksack drückt. Auf dem Weg zum nächsten Bergrücken muß ich durch Schleppen gelblichen Staubes, die der kräftige Nordwind vom Boden reißt. Am Skrišahnúkur mache ich Mittagsrast mit Tee und Müsliriegel. Unter einer windgeschützen Hangstufe flätze ich mich auf eine Polster von Heide und Moos und halte ein Nickerchen bis mich die erste Fahrzeugbegegnung des Tages weckt. Um 13:00 Uhr breche ich erfrischt wieder auf. Die Pause hat Beinen und Füßen gut getan und das Tief des Vormittages ist überwunden. Das Gehen macht wieder Spaß und ich komme gut voran. Von einer Anhöhe aus habe ich nun einen schönen Blick auf Hlöšufell. Ein alter Vulkan aus der Eiszeit, von seiner Entstehung und Form ähnlich dem Heršubreiš, ragt klotzig 700 Meter hoch aus der kargen Lavaebene. Die Hütte am Fuße des Berges ist schon von Weitem zu erkennen. Den letzten Bogen der Piste nach Südosten erspare ich mir und kürze geradlinig und weglos zur Hütte ab, die ich um 15:00 Uhr erreiche.

Hlöšufell
Zwei isländische Familien haben dort ihre Pause gemacht und fahren eben mit ihren Geländewagen ab. Ich richte mich, so gut es geht in der Hütte ein und putze erst einmal den klebrigen Tisch mit einem feuchten Tempotaschentuch. Wasser gibt es an dieser Hütte nicht. Allenfalls im Frühsommer, wenn oben auf den Berg noch Schnee liegt, führen die steilen Rinnen an seinen Flanken noch so viel Schmelzwasser, daß dieses seinen Fuß erreicht bevor es im Hangschutt versickert. In einer alten Blechtonne unter der Dachtraufe des Pferdestalles, schwappt etwas abgestandenes Wasser in dem tote Fliegen schwimmen - nein Danke. Ich habe noch etwa 2 l Wasser. Das muß für das Abendessen, das Frühstück und für eine Thermoskanne Tee für den Weg morgen reichen. Üppig ist das nicht. Mir ist kalt und ich ziehe mich für das Erste in den Schlafsack zurück. Um 18:00 Uhr koche ich mir einen Linseneintopf zum Abendessen. Danach ein Verdauungsspaziergang zum Heidelbeeren suchen. Die Ausbeute ist deutlich magerer als gestern. Viele der Beeren sind hier auch noch nicht reif.

Sonnenuntergang
Der Wind hat auf Nord gewechselt und pfeift gehörig um die Hüttenecken. Um 21:15 Uhr bricht die untergehende Sonne durch eine Wolkenlücke im Westen und beschert mir noch einen schönen Sonnenuntergang. Beende die Aufzeichnungen des Tages am Hüttentisch schon mit Unterstützung meiner Kerzenlaterne. Werde jetzt ins Bett gehen (21:50 Uhr).


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