14. Tag, Hveravellir

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Dieter Graser © 2010

Mittwoch, 29. August 2007


Öskruhóll
Die ganze Nacht über Regen. Erst am Morgen wieder trocken. Der Wind hat auf West gedreht und Hveravellir befindet sich nun im Lee des Langjökulls über dem sich eine wolkenfreie Föhnlücke aufgetan hat. In Hveravellir reicht es nur für einige wenige, kurze Sonnenstrahlen. Um Mittag ist es mit der Herrlichkeit schon wieder vorbei und es nieselt bei Windstille. Habe den Vormittag wenigstens zu einem kleinen Photospaziergang genutzt. In der Hütte kann ich dann die Akkus meiner Digi aufladen. Rufe beim Rettungsdienst Landsbjörg an, melde meine Ankunft in Hveravellir und bestätige den nächsten Rückmeldetermin.

Nach einem Mittagsbad im Hot Pot kaufe ich mir in der Hütte einen Kaffee und Kleinur (trad. isl. Gebäck). Auch heute ist der Zeltplatz und die Hütte noch kaum belegt. Ich freue mich schon auf einen ruhigen Abend im Hot Pot, als eine 22-köpfige Reisegruppe aus Italien eintrifft. Der Reiseleiter diskutiert mit den Hüttenwarten - er ist überzeugt hier die Übernachtung gebucht zu haben. Alle Beteiligten studieren den schriftlichen Beleg. Aha! Der Reiseleiter begreift langsam: sie sind hier also in Hveravellir und nicht in Kerlingarfjöll. Ach so - und ist das noch weit? Er läßt sich den Weg nach Kerlingarfjöll auf der Karte zeigen. Mamma mia! Jetzt weiß ich wie sich "Italien Adventure Association" definiert: "Adventure by Ignorance"! Eine halbe Stunde später sind die Italiener in ihren Daunenjacken wieder verschwunden.

Hveravellir
Zum Abendessen koche ich Spaghetti - nicht wegen der Italiener! - mein übliches Kohlenhydratefestmahl vor dem Beginn einer neuen Etappe. Nach dem Abspülen natürlich noch ein Abendbad, wo der kleine Sohn des Hüttenwartes für eine kräftige Unterhaltung der übrigen Badegäste sorgt. Später kommt auch noch die nette Hüttenwartin dazu. Es ist schon dunkel, als ich das Bad verlasse und noch schaue ob ich am Kiosk noch ein Leichtbier ergattern kann, denn so ein langes, heißes Bad macht höllisch durstig. Der Kiosk hat leider schon geschlossen, aber ich treffe auf einen Isländer, den ich bisher noch nicht gesehen hatte. Er stellt sich als Siggi und Chef der Hütte vor. Er fragt mich auf Deutsch, ob ich "Dieter" sei und drückt mir dann gleich eine eiskalte Dose Bier in die Hand. Das sei zur Begrüßung, meint er, und die nächste Dose sei von den beiden Isländerinnen, denen ich in Hvítárnes geholfen hätte. Sie hätten sehr viel von mir erzählt und wie froh sie über meinen Schlafsack waren. Er überreicht mir auch noch ein kleines Briefchen, das sie mir hier hinterlassen haben. Wir unterhalten uns noch lange und zwischendurch holt Siggi eine Whiskyflasche hervor und schenkt kräftig in Wassergläser aus. Später kommt noch seine Helfer und wir unterhalten uns bis nach Mitternacht über diese und jene Gebiete Islands und deren speziellen Vorzüge und Schönheiten. Habe leicht einen in der Krone als ich im Licht der Stirnlampe zu meinem Zelt zurückkehre. Wind ist aufgekommen und es regnet. Will eigentlich morgen Früh nach Norden aufbrechen, mache dies aber von der Wetterentwicklung abhängig.


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