3. Tag, Reykjavík - Langjökull

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Dieter Graser © 2006

Dienstag, 05. Juli 2005


Die übliche Morgenhektik auf dem Zeltplatz, da etwa zwei Drittel der Gäste zum BSÍ Bus will. Verabschiede mich von Rainer und den Salzburgern, die sich nun auf den Weg in den Südosten Islands machen. Im 9:00 Uhr verstaue ich Pulka, Rucksack und Ski im Landrover Martins und wir brechen auf in Richtung Žingvellir.

Martin
Wir nehmen die Straße über Nesjavellir und so lerne ich diesen Weg auch mal kennen. Immer wieder begleiten uns Regenschauer und tiefe Wolken aus Südost. Nach kurzer Kaffepause in Žingvellir weiter nach Norden zur Kaldidalurpiste. An Bischofskreuz machen wir einen weiteren Stop. Nun versüßt von ein paar Sonnenstrahlen. Im Kaldidalur dann bessere Sicht aber immer noch Schauer. Über dem Langjökull eine schmale Föhnlücke - es sieht besser aus als ich gehofft habe. Ich werde etwas zuversichtlicher. Wie jede Strecke, die ich schon einmal zu Fuß gegangen bin, ist auch die Fahrt durch das Kaldidalur voller Erinnerungen. Schließlich biegen wir nach rechts ab und fahren die ruppige Piste nach Jaki hoch.

Aufbruch
An der Hütte Jaki, von der aus Snowscooter und Hundeschlittentouren veranstaltet werden, steigen wir aus. Ich spreche mit zwei Angestellten und bekomme Auskünfte über die aktuellen Schneeverhältniss auf dem Gletscher. 200 Höhenmeter weiter oben am flachen Gletscherhang kann man das an der Schneegrenze liegende Camp der Schlittenhunde erkennen. Martin fährt mich noch bis zum Schneekragen des Gletschers und ich mache mich fertig zum Aufbruch. Zum Abschied noch einmal Dank an den sympatischen Martin und seinen Landy! Ohne ihn hätte ich wohl nur mit einem Taxi hier zu meinem Ausgabngspunkt kommen können.

Hundeschlitten
Es ist 13:30 Uhr. Vom Gletscher weht ein frischer Wind herunter. Ich lege mich in den Zuggurt und stapfe los. Die Felle der Ski greifen auf dem Eis. Die Pulka zerrt gnadenlos nach hinten. Ich will bergauf, bergauf. Eigentlich ist der Hang gar nicht so steil und ich muß keine Serpentinen gehen, aber ich habe 50 kg Gepäck und da will jeder Höhenmeter seinen Tribut gezollt bekommen. Erst geht es über teils grobkörniges Eis, matschigen Firn und bergabschießende Gletscherbäche. Dann ein kurzer Übergang mit naßem Schnee und endlich guter, nicht zu weicher Firn. Nach knapp 1,5 Stunden erreiche ich das Hundeschlittencamp. Zwei Teams sind gerade mit Touristen unterwegs. Ein drittes Gespann hat Pause. Die Hunde faulenzen angekettet im Schnee. Unterhalte mich mit dem jungen Isländer der den mächtigen MAN 3-Achser fährt, mit dem er die Touristen von der Jaki Hütte zum Hundeschlittencamp heraufbringt.

Mache eine Pause. Die Sonne lädt zum Photographieren ein. Nach einer guten halben Stunde schirre ich mich wieder in die Pulka ein. Gehe den nun steiler werdenden Hang schräg nach links ansteigend an. Immer wieder Risse im Schnee die auf Spaltenbildung schließen lassen. Mit der Zeit beginne ich meine Oberschenkel zu spüren. Um 16:30 Uhr lasse ich es für den ersten Tag genug sein und grabe mir ein kleines Plateau in den flachen Schneehang. Ich bekomme Besuch von zwei Snowscooterfahrern. Offensichtlich Vater und Sohn. Es stellt sich heraus, daß es der Chef der Firma Activity Group ist, welche unter anderem, hier den Gletschertourismus betreibt. Da er fast jeden Tag hier oben ist, sagt er, wird er ein Auge auf mich haben. Das ist sehr nett von ihm.

Soweit mein Tagebucheintrag. Tatsächlich hat, vier Tage später, die Firma Activity Group der von Jaki aus startenden Rettungsmannschaft zwei Snowscooter zur Verfügung gestellt und von der Activity Basis Skálpanes aus war eine weitere Rettungsmannschaft auf der Suche nach mir.

Eiríksjökull
Endlich ist das Zelt aufgebaut, abgespannt und eingeräumt und schon geht ein Regenschauer nieder, kaum daß ich im Zelt bin. Lege mich auf die Isomatte und ehe ich mich versehe habe ich eine Stunde geschlafen. Langsam ein Abendessen gekocht und danach die Tagebuchaufzeichnungen fortgeführt. Von weiter unten am Gletscher dringt das Geheul der 30-köpfigen Hundemeute herauf. Futterzeit auch bei ihnen. Klingt sehr nach Grönland. Um 21 Uhr fällt wieder Sonne auf das Zelt. Es wird sofort angenehm warm und gemütlich. Was will man mehr?

Ok
Noch ein Gang nach draußen. Der Westhang, auf dem ich mich befinde, bekommt schönes Abendlicht. Der Himmel hat aufgeklart und von Osten ziehen noch Wolkenfetzen über die südliche Kuppe des Langjökulls. Der Eiríksjökull im Nordwesten ist frei. Ich mache viele Bilder.

Abend
Es ist 22 Uhr als ich in den Schlafsack krieche und noch immer wärmt die Sonne die Breitseite des Zeltes. Wecker auf 5:00 Uhr gestellt.


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