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Lambá
Djúpádalur
Djúpá
Enzian
Gegen 16:00 Uhr erreiche ich das Talende der Langagil ("Lange Schlucht"). Eigentlich wollte ich in der nächsten Tagesetappe
durch die Langagil weiter bis hinauf zum Pass hinüber in das Beinadalur gehen, aber schon jetzt ist zu erkennen, dass der
Bach von einer Talseite auf die andere pendelt und somit ständiges Furten erfordert. Die Alternative ist den Weg über den
nordöstlich der Schlucht verlaufenden Bergrücken Langasker zu suchen. Ich beschließe hier in der Nähe eines Baches in
der Nähe zu bleiben, da habe ich guten Boden, Trinkwasser, Windschutz und Abendsonne.
Gæsabringur
Anmerkung:
Der Wecker holt mich um 6:00 Uhr aus tiefsten Schlaf. Brauche einige Zeit, bis ich ganz zu mir komme. Der Himmel ist überwiegend
bewölkt. Die Böen scheinen schwächer geworden zu sein, es weht aber immer noch ein starker Ostwind. Breche um 8:00 Uhr auf.
Schon an der Furt der Lambá wird mir die Jacke zu warm. Die Wolken verschwinden mehr und mehr und das Wetter wird freundlicher.
Kurz nach der Furt stoße ich auf die Überreste eines alten Schafspferchs. Dann das übliche Spiel mit dem Weg: mal ist er da,
mal ist er weg. Orientierungsschwierigkeiten gibt es dennoch keine. Ich folgen dem Tal der Djúpá aufwärts und halte mich dabei
eher am Hangfuß, als am Flussufer. Nach Norden schließt das Tal mit einer Steilstufe mit einigen schönen Wasserfällen ab.
Der westliche Talhang, links heißt Fossabrekka, rechts liegt der Fossafjall und das Lavafeld das vor von Norden her über die
Steilstufe floss ist das Fossahraun. An Wasserfällen mangelt es hier also nicht.
Die Djúpá selbst hat sich eine enge Klamm gegraben und während man die 200 Höhenmeter der Talstufe überwindet, hat man an
einigen Stellen einen spektakulären Blick auf den zwischen den Felswänden tosenden Gletscherfluss. Gegen Mittag habe ich
diesen Aufstieg hinter mir. Das Tal ist nun eine weite, flache Mulde. Der bissige Ostwind bläst hier oben noch schärfer und
bringt mich machmal fast aus dem Gleichgewicht. Unter einem steilen, moosigen Abhang finde ich ein weiches, windgeschütztes
Plätzchen für die Mittagsrast. Vor mir rauscht die Djúpá und die Sonne wärmt das duftende Moos. Prompt döse ich eine halbe
Stunde lang weg.
Noch über ein paar Buckel und dann wird der Blick frei auf den Síðujökull, den mächtigen Geltscherlobus am Südwestrand des
Vatnajökull. Über dem Eis erhebt sich die dunkle Masse des Hágöngur und der vom Eis umschlossenen Pyramide des Geirvötur.
Von einem Pfad ist nichts mehr zu finden. Die Vegetaion ist hier auf etwa 600 m ü. NN deutlich schütterer geworden.
Weglos geht es über weite Schotterfelder der Djúpá und über die kleinerer Zuflüsse von den Höhen des Gæsabringur.
Die Füße schmerzen und es ist gut im Zelt zu liegen und ein Nickerchen zu machen. Nach dem Abendessen mache ich noch einen
Spaziergang den Berg hinter dem Zelt hinauf. Habe einen schönen Blick auf den Síðujökull das Gletschervorfeld und älteren,
vorgelagerten Moränenwällen. Irgendwo dort drüben auf dem Eis stand mein Zelt vor vier Jahren. Morgen Mittag werde ich wieder
auf meine alte Route treffen. Gegen Abend werde ich wohl an der Furt über die Bergvatnsá sein - das ist ok - ich brauche mich
nicht zu beeilen. Zurück im Zelt an den Aufzeichnungen.
Auf der Tour 2012 war die Route im Djúpádalur durch die Vulkanasche des Grimsvötnausbruches 2011 deutlich unangenehmer zu gehen.
Durch die Vegetationsbedeckung war auf den ersten Blick kein Unterschied zu sehen, aber beim Gehen sanken die Stiefelabsätze
immer mehrer Zentimeter tief in die lockere Asche ein. Es war wie Gehen an einem Sandstrand - kein Spaß, wenn man einen
schweren Rucksack trägt. Zusätzlich schaufelte ich mir bei jedem Schritt etwas von der scharfkantigen Vulkanasche in Stiefel
und Socken und schaffte es, mir zum ersten mal auf einer Islandtour Blasen an den Fersen zu laufen. Bemerkenswert war auch, dass
die Seitenbäche, die von den Talhängen zur Djúpá fließen, von kleinen Aschewällen begrenzt waren.