13. Tag, Álftavatnakrókur - Strútslaug

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Dienstag, 23. Juli 2002


Heute fiel mir das Aufstehen schwer. Hatte zum ersten Mal auf dieser Tour den Wecker gestellt. Es ist bedeckt aber nicht unfreundlich. Habe mich vor dem Aufbruch noch in das Gästebuch der Hütte eingetragen. Die Isländer unten am See rühren sich noch nicht. Nach Hólaskjól haben sie heute nur eine kurze Etappe. Meine Etappe zur Strútslaug ist mit 13 Kilometern auch nicht lang, aber dieser Weg mag Überraschungen bieten.

Von der Hüttenzufahrt auf der Piste angekommen wende ich mich kurz nach rechts um nach wenigen hundert Metern dem Ufer der Syðriófæra zu folgen. Nach etwa 200 Metern darf ich den Fluß furten. Ich bleibe am Nordrand der weiten Talebene des Álftavatnakrókur und halte auf die Schlucht der Syðriófæra zu. Dort muß ich noch mal den Fluß auf dessen rechte Seite hinüber furten. Im Anstieg vorbei an zwei schönen Wasserfällen. Leider ist das Wetter nun recht trübe und so kommen sie nicht richtig zur Geltung. Hier quert man nun auch den westlichsten Ausläufer der Eldgjá. Endlich habe ich so etwas wie einen Weg gefunden. Langsam aber stetig geht es bergauf zu den markanten Nordabstürtzen der Svartahnjúksfjöll. Eine Fahrspur erleichtert die Wegsuche. Das Wetter hat sich im Laufe des Vormittags verschlechtert und beschert mir nun Gegenwind und Sprühregen.

Am vermeintlich höchsten Punkt des Passes biegt die Fahrspur nach Norden ab. Weit voraus sehe ich sie wieder von tief unten den Hang heraufkommen. Getreu der alten Devise: "Keinen Höhenmeter verschenken" bleibe ich am Hangfuß der Svartahnjúksfjöll und stoße bald auf eine tiefe, v-förmig eingeschnittene Erosionsrinne. Diese "Reiße" ist 10 - 15 Meter tief und die steilen Hänge bestehen aus Hangschutt und schmierigem Lockermaterial das die Tendenz hat sich in Bewegung zu setzen, sobald man seinen Fuß darauf setzt. Die nächste Reiße ist noch tiefer und ekliger, aber ein paar Spuren zeigen mir, daß ich nicht der erste bin, der diesen Weg hier versucht. Ich sage mir, solange ich keinen Kadaver finde, kommt man hier auch durch. Die dritte Rinne ist freundlicherweise etwas harmloser. Diese Rinnen sind auch in der Karte eingezeichnet. Zeit und Kraft hat dieser letzte Kilometer allemal gekostet. Bei einigen großen und markanten Felsblöcken angekommen ist man wieder auf sicherem Boden und nun auch am wirklich höchsten Punkt des Übergangs.

Ófærudalur
Langsam steige ich einem kleinen Tälchen folgend nach Südwesten ab. Die nun vermehrt auftretenden Spuren zeigen, daß ich wohl wider auf der üblichen Route bin. Auf dieser Seite gibt es nun keine unliebsamen Überraschungen mehr. Einzig der kalte und starke Gegenwind machen mir etwas zu schaffen und selbst an einer windgeschützten Stelle mache ich nur eine kurze Pause. Im breiten und flachen Talboden des Ófærudalur angelangt, trifft man wieder auf die Fahrspur und hatscht an den Svartahnjúksfjöll entlang nach Südwesten. Die Syðriófæra biegt nach Nordwesten in ihre Quelltäler unter dem Torfajökull ab und man verläßt das Tal über zwei niedrige Höhenrücken um in die weite, sumpfige Talfläche der Hólmsábotnar zu gelangen. Hier hält man sich am besten und trockensten am nordöstlichen Talrand. Weiter oben am Hang befindet sich eine alte Schaftreiberhütte die nicht in jeder Karte verzeichnet ist.

Strútslaug
Um die heiße Quelle Strútslaug zu finden hält man am besten nach üppigen Grün und aufsteigenden Dampfschwaden Aussschau. Die Strútslaug liegt im hintersten Winkel der Hólmsábotnar. Ich stolpere über immer gröber werdendes Geröll und stehe schließlich vor einem zu furtenden Gletscherbach auf dessen anderern Ufer eine sattgrüne Wiese als Zeltplatz und ein Bad in den beiden dampfenden Becken der Strútslaug winken. Also hinüber und das Zelt aufgebaut. Außer mir sind auch zwei Wanderer hier. Sie sind den Weg von der von einer Seitenpiste der F210 herübergekommen. Aber nach einer Stunde machen sie sich auf den Rückweg und ich bin wieder allein. Hinter dem Zeltplatz eine schöne Schlucht mit einem klaren Bach. Leider zeigt sich dort auch ein Nachteil der relativ leichten Erreichbarkeit dieses Ortes, denn es gibt immer hirnlose Zeitgenossen die meinen hinter den erstbesten Felsen scheißen zu müssen - einen Meter neben einem Bach der die Wasserstelle für diesen Ort ist. Bald soll hier von Útivist eine Hütte gebaut werden. Hoffentlich löst sich dann dieses Problem. Dafür werden wohl auch neue Probleme dazukommen. (Tatsächlich wurde die Hütte drei Monate später gut 4 Kilometer weiter SSW am Ende der am Piste die von der Fjallabaksleið syðri herführt gebaut, also nicht direkt in der Nähe der Stútslaug!)

Strútslaug Quelle
Das Bad der Strútslaug hat ein oberes und ein unteres Becken. Die Quelle entspring etwa 20 Meter weiter oberhalb und das kochende Wasser kühlt sich auf dem Weg zum ersten Becken schon ein wenig ab. Mir ist es im oberen Becken immer noch zu heiß, aber das untere ist gerade richtig. Der Boden des Beckens ist sandig und etwas veralgt - trotzdem ist das Bad herrlich. Die heutige Etappe war zwar nur 13 km lang aber ich empfand sie als ziemlich anstrengend. War sechs Stunden unterwegs und habe nur eine nenneswerte Pause gemacht. Frisch gebadet koche ich mir ein Süppchen, schlafe dann tief und fest, so daß ich dann dringend den übluichen Kaffee brauche um wach zu werden. An den Aufzeichnungen.

Abendbad
Gehe etwas photografieren. Das Wetter ist nicht so toll. Es ist weiter bedeckt und windig. Beim Spaziergang etwas bachaufwärts entdecke ich eine provisorische Brücke über den Gletscherbach. Die Konstruktion ist so hainbuchen wild, daß ich lieber drei mal furten würde, als da hinüber zu balancieren. Die Schlucht mit dem Gletscherbach sieht aber sehr interesant aus und ist sicher einen Ausflug wert. Im Zelt dann noch Kartenstudium zur Vorbereitung der nächsten Etappe zur Hvanngil am Laugavegur und die Koordinaten nach Jósefs Wegempfehlung ins GPS übertragen. Dann noch ein Abendbad bis etwa 23:00 Uhr.


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