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Heute fiel mir das Aufstehen schwer. Hatte zum ersten Mal auf dieser Tour den Wecker gestellt. Es
ist bedeckt aber nicht unfreundlich. Habe mich vor dem Aufbruch noch in das Gästebuch der Hütte
eingetragen. Die Isländer unten am See rühren sich noch nicht. Nach Hólaskjól haben sie heute
nur eine kurze Etappe. Meine Etappe zur Strútslaug ist mit 13 Kilometern auch nicht lang, aber
dieser Weg mag Überraschungen bieten.
Von der Hüttenzufahrt auf der Piste angekommen wende ich mich kurz nach rechts um nach wenigen
hundert Metern dem Ufer der Syðriófæra zu folgen. Nach etwa 200 Metern darf ich den Fluß furten.
Ich bleibe am Nordrand der weiten Talebene des Álftavatnakrókur und halte auf die Schlucht der
Syðriófæra zu. Dort muß ich noch mal den Fluß auf dessen rechte Seite hinüber furten. Im Anstieg
vorbei an zwei schönen Wasserfällen. Leider ist das Wetter nun recht trübe und so kommen sie nicht
richtig zur Geltung. Hier quert man nun auch den westlichsten Ausläufer der Eldgjá.
Endlich habe ich so etwas wie einen Weg gefunden.
Langsam aber stetig geht es bergauf zu den markanten Nordabstürtzen der Svartahnjúksfjöll. Eine Fahrspur
erleichtert die Wegsuche. Das Wetter hat sich im Laufe des Vormittags verschlechtert und beschert
mir nun Gegenwind und Sprühregen.
Ófærudalur
Langsam steige ich einem kleinen Tälchen folgend nach Südwesten ab. Die nun vermehrt auftretenden
Spuren zeigen, daß ich wohl wider auf der üblichen Route bin. Auf dieser Seite gibt es nun keine
unliebsamen Überraschungen mehr.
Einzig der kalte und starke Gegenwind machen mir etwas zu schaffen und selbst
an einer windgeschützten Stelle mache ich nur eine kurze Pause. Im breiten und flachen Talboden des
Ófærudalur angelangt, trifft man wieder auf die Fahrspur und hatscht an den
Svartahnjúksfjöll entlang nach Südwesten. Die Syðriófæra biegt nach Nordwesten in ihre Quelltäler
unter dem Torfajökull ab und man verläßt das Tal über zwei niedrige Höhenrücken um in die weite,
sumpfige Talfläche der Hólmsábotnar zu gelangen. Hier hält man sich am besten und trockensten am
nordöstlichen Talrand. Weiter oben am Hang befindet sich eine alte Schaftreiberhütte die nicht in
jeder Karte verzeichnet ist.
Strútslaug
Um die heiße Quelle Strútslaug zu finden hält man am besten nach üppigen Grün und aufsteigenden
Dampfschwaden Aussschau. Die
Strútslaug liegt im hintersten Winkel der Hólmsábotnar. Ich stolpere über immer gröber
werdendes Geröll und stehe schließlich vor einem zu furtenden Gletscherbach auf dessen anderern
Ufer eine sattgrüne Wiese als Zeltplatz und ein Bad in den beiden dampfenden Becken der Strútslaug
winken. Also hinüber und das Zelt aufgebaut. Außer mir sind auch zwei Wanderer hier. Sie sind den
Weg von der von einer Seitenpiste der F210 herübergekommen. Aber nach einer Stunde machen sie sich
auf den Rückweg und ich bin wieder allein. Hinter dem Zeltplatz eine schöne Schlucht mit einem
klaren Bach. Leider zeigt sich dort auch ein Nachteil der relativ leichten Erreichbarkeit dieses
Ortes, denn es gibt immer hirnlose Zeitgenossen die meinen hinter den erstbesten Felsen scheißen zu
müssen - einen Meter neben einem Bach der die Wasserstelle für diesen Ort ist. Bald soll hier von
Útivist eine Hütte gebaut werden. Hoffentlich löst sich dann dieses Problem. Dafür werden wohl
auch neue Probleme dazukommen. (Tatsächlich wurde die Hütte drei Monate später gut 4
Kilometer weiter SSW am Ende der am Piste die von der Fjallabaksleið syðri herführt gebaut,
also nicht direkt in der Nähe der Stútslaug!)
Strútslaug Quelle
Das Bad der Strútslaug hat ein oberes und ein unteres Becken. Die Quelle entspring etwa 20 Meter
weiter oberhalb und das kochende Wasser kühlt sich auf dem Weg zum ersten Becken schon ein wenig
ab. Mir ist es im oberen Becken immer noch zu heiß, aber das untere ist gerade richtig. Der Boden
des Beckens ist sandig und etwas veralgt - trotzdem ist das Bad herrlich. Die heutige Etappe war
zwar nur 13 km lang aber ich empfand sie als ziemlich anstrengend. War sechs Stunden unterwegs und
habe nur eine nenneswerte Pause gemacht. Frisch gebadet koche ich mir ein Süppchen, schlafe dann tief
und fest, so daß ich dann dringend den übluichen Kaffee brauche um wach zu werden.
An den Aufzeichnungen.
Abendbad
Gehe etwas photografieren. Das Wetter ist nicht so toll. Es ist weiter bedeckt und windig. Beim
Spaziergang etwas bachaufwärts entdecke ich eine provisorische Brücke über den Gletscherbach. Die
Konstruktion ist so hainbuchen wild, daß ich lieber drei mal furten würde, als da hinüber
zu balancieren.
Die Schlucht mit dem Gletscherbach sieht aber sehr interesant aus und ist sicher einen Ausflug
wert. Im Zelt dann noch Kartenstudium zur Vorbereitung der nächsten Etappe zur Hvanngil am
Laugavegur und die Koordinaten nach Jósefs Wegempfehlung ins GPS übertragen. Dann noch ein
Abendbad bis etwa 23:00 Uhr.