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Keine Wetteränderung. Es ist bedeckt und nieselig bei Südwind. Schlafe gleich mal weiter bis 7 Uhr.
Packe dann langsam zusammen. Es ist relativ warm und im Moment auch trocken. Die ersten frühen Touris
treffen eben ein als ich aufbreche.
Hólaskógur
Línuvegur
Fossávaš
Háifoss
Auf dem Weg, den ich gestern gekommen bin wieder hinauf zur Gjáin. Keine Viertelstunde unterwegs
ziehe ich als "Abwehrzauber" die Regenhülle über den Rücksack. Ich habe nun kräftigeren Rückenwind
und da bleibe ich im Lee meines Rucksacks ziemlich trocken. Der Touristenbus überholt mich (winke,
winke), aber an der Gjáin fährt er vorbei. Wenn das Programm drängt, wird eben so manches Highlight
verschwiegen. Auf einen Wasserfall mehr oder weniger kommt es bei einem Islandurlaub nicht an.
Komme bald zu der Hütte Hólaskógur. An das hestús, dem Pferdestall kann ich mich noch
erinnern, aber nicht an das große, schöne Holzhaus daneben. Soll das eine Hütte sein? Vor dem
Haus parkt ein Pickup. Neben der offenen Tür hängt ein Preisschild mit den Tarifen für die
Übernachtungen aus. Neugierig, wie ich bin, stelle ich draußen den Rucksack ab und trete ein. Ein
junger Mann bringt gerade die Küche auf Hochglanz und ich kann ihm einige Informationen entlocken.
Wir schwatzen noch ein wenig während ich mir zwei Dosen Leichtbier reinziehe die dann reinhauen
wie zwei Maß Wiesenbier (Oktoberfestbier).
Leicht angesäuselt schultere ich meinen Rucksack wieder. Bevor ich auf der Piste den Hang hinter
der Hütte hinaufsteige, werfe ich noch einen Blick auf die alte, leibevoll hergerichtete kofi.
Überall sind Teelichter und Kerzen aufgestellt.
Der Hüttenwart erzählte mir, die Geschichte von einem amerikanischen Paar, das die ganze Hütte
für sich reservierte und mit eigenem Koch anreiste, dann aber in der kleinen kofi, der alten
Torfhütte, schlief. Lachend nannte der Hüttenwart sie seine "Honeymoon Suite". Das Wetter zeigt
nach meiner frühen Mittagspause eine zunehmende Tendenz zu "freundlich" und so steige ich flach,
aber stetig an Höhe gwinnend die Piste hinauf. Schließlich erreiche ich die Masten der großen
Überlandleitung und damit den Línuvegur, den Weg, der zum Bau und zur Wartung für diese
durch ganz Südwestisland führenden Hochspanungsleitung angelegt wurde. Auf der hier ganz passablen
Piste kommt mir im Schrittempo eine Mercedes Limousine mit Göppinger Nummer entgegen. Ist wohl
nicht so ganz das richtige Fahrzeug für einen Islandurlaub.
Vor der Furt an der Fossá schlage ich am flachen Hang der Fossheiši mein Zelt auf. Bin heute
gerade mal 10 Kilometer gelaufen - was soll's. Mein Zelt steht auf weichem Moosboden,
da bräuchte ich gar keine Isomatte. Ratze sofort eine Runde weg - sollte wohl am Mittag doch
nicht schon so haltlos Leichtbier trinken.
Bin wirklich überhaupt nichts mehr gewöhnt. Ein Kaffee zeigt kaum Wirkung, also versuche ich es
mit einem frühen Abendessen. Als
ich gerade zu einem Photospaziergang aufbrechen will kommt ein Geländewagen mit Pariser Nummer an
die Fossá Furt. Die Furt ist zwar nicht tief, aber breit und sie hat viele versteckte Felsstufen.
Sie ist also nur etwas trickreich und nicht direkt zu befahren. Zu diesem Zweck ist die Furt
wie beim Wildwasserslalom mit "Richtungstoren" ausgesteckt. Ich unterhalte mich länger mit dem Paar.
Sie haben heute Morgen ein Bergtour auf die Hekla gemacht! Monsieur zeigt mir stolz den Schnorchel
seines Patrol und wie er höher gelegt ist. Er erzählt, daß er vor ein paar Jahren sein Lehrgeld
(35.000 ff) an einer Furt nördlich des Hofsjökull bezahlen mußte, als er einen Leihwagen in einer
Furt versenkt hatte, bzw. dieser Wasser ansaugte und sich daran verschluckte. Photographiere noch
ihre Durchfahrt und mache mich dann auf dem Weg zum etwa einen Kilometer flußab liegenden Háifoss.
Einige hundert Meter vor einer tiefen Schlucht teilt sich die Fossá und bildet zwei schöne und hohe
Wasserfälle, den 122 m hohen Háifoss und den Granni. Betrachte mir lange die eindrucksvolle Szenerie.
Leider ist das Abendlicht, wenn die Sonne schon mal für einen kurzen Moment durchkommt, für Photos
etwas schwierig. Ich werde morgen Früh bei einem anderem Licht noch mal herkommen. Es sieht so aus,
als würde sich das Wetter bessern. Auf dem Rückweg noch das letzte streifende Abendlicht
genutzt und mich noch länger an der Fossá in "Wasserstudien" versucht. War
über zwei Stunden unterwegs. Zurück im Zelt noch an den Aufzeichnungen.
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