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Eyjafjallajökull
Rastplatz
Djúpá
Blóðhraun
Bad
Koche mir zum Abendessen eine ordentliche Portion Elchtopf! Döse danach ungeplant bis gegen 20:30 Uhr. Raffe mich noch
zu einem kleinen Spaziergang auf und klettere auf die Lavaumrandung meines kleines Tälchens. Von oben blicke ich hinunter zur
Djúpá die tief eingeschnitten den Lavastrom durchbricht. Im ungeschützten Gelände,
könnte man fast von einem stürmischen Wind sprechen. Bin froh um mein ruhiges Platzerl. Dann zurück im Zelt einen heißen Kakao
gekocht und an den Tagebuchaufzeichnungen.
Anmerkung:
Zeltplatz Reykjavík. Bin um 5:30 Uhr aufgestanden, das taunasse Zelt zusammengepackt und mit meinem Auto um 7:30 Uhr nach
Süden auf die Ringstraße N1 gefahren. Bei bestem Wetter und klarem Himmel zügig über Hveragerði, Selfoss und Hella Richtung
Eyjafjallajökull. Mit Annäherung an den Vulkan, den nur 3 Monate vorher ausgebrochen war, wird die Sicht immer trüber. Das
klare Blau des Himmels bekommt einen Grauschleider. Ein ungewohnter Anblick, denn Island ist bekannt durch seine klare Luft
und oft fast grenzenlose Fernsicht. Das sonst strahlende Weiß des Eyjafjallajökulls ist einem einheitlichen Schwarzgrau
gewichen. Schnee und Eis und auch der ganze Berg sind unter einer dicken Ascheschicht begraben. Ein trauriger Anblick.
Kaffeestopp an der Tankstelle in Vík. Gönne mir noch einen Pyslur (Hotdog im Labberbrötchen - das Wort Semmel hat dieses
Backprodukt nicht verdient!) - irgendwas muss noch hinter die Kiemen. Weiter nach Osten. Gegen 11:30 Uhr bin ich etwa 25 km
östlich von Kirkjubæraklaustur an der Brücke über den Gletscherfluss Djúpá. An dem Rastplatz kurz hinter der Brücke, der mit der
Infotafel "Ferðir á Vatnajökul - Travels across the Vatnajökull Icecap", stelle ich meinen Wagen ab. Ich ziehe mich um und packe
den Rucksack. Hinter die Windschutzscheibe lege ich noch ein Kärtchen und die Info über meine Route und wann ich wieder
zurückkommen will - so in plus/minus fünf Tagen. Kurz nach Mittag schultere ich meinen Rucksack und ziehe dann los.
Vom Parkplatz aus sieht man schon so etwas wie einen Weg, der einen steilen Hang hinauf quert. Dieser erweist sich dann auch
als die richtige Spur. Hier am Rauðabergsmúli umgeht man eine Talenge der Djúpá. Mit dem letzen Blick zurück zur Ringstraße
teilt sich der Weg. Ich steige schräg links hinab, um im Talboden des Djúpádalur zu bleiben dem ich weiter folgen will. Die
Route
im Tal ist nicht markiert, aber machmal kann man erkennen, dass hier einmal eine Art schmaler Weg angelegt sein musste. Das
ist lange her und er ist fast überwachsen und verliert sich dann auch prompt. Ich stoße auf die Fußspuren von Wanderern,
die aber schnell wieder verschwinden. Gleich zu Beginn überrascht die Djúpá mit einem tosenden Wasserfall.
Die Djúpá führt beindruckend viel Wasser. Es ist graues, sedimentbeladenes Gletscherwasser und riecht typisch mineralisch,
erdig.
Gegen 15:00 Uhr bin ich an der Hrafná, einem Zufluß der von rechts, von der Rauðabergsheiði herunterkommt. Hier habe ich mein
Minimalziel für heute geplant. Ich stelle fest, dass ich die falsche Routenvariante, nämlich die über die Rauðabergsheið,
vom PC auf das GPS geladen habe. Macht nichts - ich lassse das GPS im Tracking Modus mitlaufen und nehme damit meinen Weg auf.
Das Wetter ist warm, aber der Wind ist in den Böen unangehem heftig. Heute sollte ich einen geschützten Zeltplatz finden!
Ich furte die Hrafná und komme bald danach in das Lavafeld Blóðhraun ("Blutlava").
Am Eingang einer kleinen Schlucht in der Lava entdecke ich die Überreste eines Pferches und einer alten Zeltstelle.
Neugierig geworden gehe ich noch tiefer in das von bizarren Lavafelsen begrenzten Tälchen hinein. Leider eine Sackgasse,
aber aus ihr kommt ein kleiner, klarer Bach. Im hinteren Winkel des kleinen Talkessels, dann ein Seelein. Der Bach der ihn
speist fällt über einen Felsen in einen klaren Gumpen und daneben, von drei Seiten durch hohe Lavafelsen geschützt ein Traum
von einem Zeltplatz. Die Böen schaffen es auch bis hier hinein, aber sie sind deutlich schwächer. Es ist 16:00 Uhr - ich
bin zwar nur einen Kilometer über die Hrafná hinausgekommen, aber diesen Platz lasse ich mir nicht entgehen! Das Zelt,
immer noch klitschnass aufgebaut ist im Nu abgetrocknet. Der Gumpen lädt zu einem erfrischenden Bad ein und keine fünf
Minuten später schieben sich von Norden her Wolken vor die Sonne - Glück gehabt.
Bei der Wiederholung der Tour 2012 fand ich den versteckten Zeltplatz am Rande des Blóðhraun durch den Vulkanausbruch der
Grímsvötn im Mai 2011, stark verändert vor. Der kleine
See war trockengefallen und mit schwarzer Lavaasche gefüllt. Der Bach führte kein Wasser mehr und der Gumpen war ebenfalls mit
Asche gefüllt. Die Vegetation des idyllischen Talkessels war ebenfalls weitgehend unter Asche begraben. Der ganze Platz machte
einen so trostlosen Eindruck, dass wir enttäuscht außerhalb des Talkessels zelteten.