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Bedeckt bei kalten Nordwind. Bin um 6:20 Uhr aufgewacht und schaffe den Aufbruch noch vor 8:00 Uhr - so
schnell war ich noch nie. Dabei habe mich gar nicht extra beeilt. Die Isländer schlafen alle noch
tief und aus den Zelten klingt leises Geschnarche.
Überquere mit zwei schnellen Schritten den kleinen Bach an einer flachen Stelle und nehme dann die
Piste die erst ein ganzes Stück den ersten Hang hinauf - und auf dessen Rückseite wieder hinunter
führt. Diese Übung hätte ich mir sparen können, wenn ich gleich den Wanderweg unten am Fluß genommen
hätte. Mein erstes Ziel heute Morgen ist das Nordostende der Eldgjá, die hinter einem langen
Bergrücken liegt. Dazu muß ich der Karte nach direkt nach dem ersten Bach den zu dem Bergrücken
aufsteigen. Alle früh gewonnenen Höhenmeter sind verschenkt aber nun geht es nach dem Bach weglos den
eigentlichen Aufstieg hinauf. Es ist ein gutes Stück Arbeit bis zur Kante der Eldgjá. Rechterhand
ragt der Gjátindur als Abschluß der alten "Feuerspalte". Von hier aus könnte man gut weiter aufsteigen
und hätte vom Gipfel eine tolle Aussicht. Oben, auf dem Rücken muß ich noch eine kleine Schlucht
queren und habe dann den Blick hinunter in die Eldgjá. Den Abstieg wage ich hier nicht, obwohl
ich von oben eine Pfadspur zu erkenen meine. Vielleicht ist es weiter am Gjátindur weniger steil und
günstiger. Allerdings, wenn ich oben bleibe, dann habe ich sicher einen schönen Blick auf den Ófærufoss.
Ófærufoss
Hier heroben weht ein kalter Wind und bevor ich ganz auskühle mache ich mich auf den Weg und steige
langsam zur Fjallabak Piste ab. Dort darf ich die Ófæruá und den Strangakvísl in einem Aufwasch
furten. Ich mache das nicht an der offiziellen Furt, sondern etwas oberhalb, dort ist es zwar
oberschenkeltief , aber die Stelle ist einfach hübscher. Auf der anderen Seite angekommen mache ich
Mittagspause in der Sonne und beobachte zwei niederländische Landrover. Riesentamtam wegen dem
bißchen Furt - es ist sicher ihre erste. Sie sind eine halbe Stunde damit beschäftigt. Das Nächste
Schauspiel bahnt sich an, als ein Tourisenpaar mit einem Nissan Primera Leihwagen an
die Strangakvíslfurt
kommt. Das Drama schaue ich mir nicht mehr an sondern stiefle wieder los.
Álftavötn
Bach
Hütte an den Álftavötn
Habe gestern die Battereien des GPS gewechselt, die waren eh noch vom letzten Jahr drin. Der, wie
ich annahm, frische Satz schwächelt aber auch schon. Mist, das war dann nicht ein Ersatzpacket vom
letzten Jahr, sondern die gebrauchten, die ich nicht aus dem Rucksack genommen habe. Originalverpackt
waren sie ja nicht mehr. Aber das mache ich meisten so. OK, dann werde ich mich also beschränken.
Treffe auf der anderen Seite der kleinen Schlucht gleich auf eine Piste und folge ihr bis ich dem
Ófærufoss, durch die tiefe Eldgjá getrennt, genau gegenüberstehe. Er sieht schon ganz nett aus,
aber ohne die legendäre Naturbrücke ist er nicht mehr das, was er mal war. Trotzdem ist er
einer der Hauptattarktionen im Fjallabak und zieht zusammen mit der Eldgjá viele Besucher an. Die
Sonne meint es nicht gut mit mir und lange warte ich darauf, daß mir ein Wolkenloch Licht auf den
berühmten Wasserfall gibt - vergebens, die Scheinwerferstrahlen wandern immer vorbei.
Nach etwa einem Kilometer verlasse ich die Piste F208 an einem alten Abzweig und versuche direkt zum
Wanderweg Hólaskjól - Álftavatnakrók abzukürzen. Ich stehe jedoch bald vor einem steil
eingeschnittenen und etwa 4 Meter tiefen Graben. Muß erst einen günstigen Übergang suchen. Erst
geht der Abstieg ganz gut, aber auf den letzten zwei Metern kommt die ganze erdige Böschung ins
Rutschen ich fahre sie unfreiwillig auf dem Hosenboden ab - Hoppla. Immerhin schaffe ich es auf der
anderen Seite, wenn auch ziemlich eingedreckt, wieder aus diesem Mistgraben herauszuklettern.
Ich kreuze die Piste F233 auf
der Höhe der Hochspannungsleitung. Der Piste zu folgen würde einen ziemlichen Umweg über den
Höhenrücken Axlir bedeuten und so halte ich direkt auf die Syðriófæra zu. Nach der Karte sollte
sich der Wanderweg auf der anderen Flußsetie befinden, aber ich finde auch schon diesseits einen
Reitweg. Was soll's. Die Furt der Syðriófæra ist breit und anspruchsvoll. Freundlicherweise gibt
es ein paar Sonnenstrahlen zum Aufwärmen. Meine Suche nach dem Weg ist wenig erfolgreich. Ich muß
immer höher steil den Hang hinauf um tief eingeschnittenen Erosionsrinnen auszuweichen. Was ich finde
sind allenfalls Schafpfade, aber keinen Weg. Bin weit über dem Fluß und sehe unten wieder den Reitweg
- am anderen Ufer. Mittlerweile dämmert mir, daß der Reitweg der richtige Weg gewesen wäre.
Ich schwenke um eine Bergflanke und kann im Süden schon die Hütte an den Álftavötn sehen. Schräger
Abstieg zu einer schönen Furt und dann den Windungen des idyllischen Baches folgend bis zur Hütte.
Inzwischen ist es richtig warm geworden. Schönste Sonne, Bachgeplätscher, fette Wiesen, Wollgras,
ein tiefblauer See, Wasserfälle und ein klarer Bach nach dem anderen. Die Isländer, hatten mir in
den letzten Tagen viel von dieser Hütte und ihrer schönen Lage erzählt.
Das war nicht untertrieben! Bin kurz nach 15:00 Uhr angekommen und baue mein Zelt zwischen zwei
Bächen auf. Gleich in der Nähe ist ein Quelltümpel in dem ich ein kurzes Bad nehme. Lasse mich vom
Wind trocknen und liege dann nackt im weit geöffneten und sonnendurchwärmten Zelt. So kann Island sein!
Höre von Ferne Stimmen einer ankommenden Gruppe. Sie bauen ihre Zelte unten am Seeufer auf. Ich
mache einen Photoausflug meinen Zeltbach hinauf. Thema: Wasser. Experimentiere viel mit den
Belichtungszeiten herum. Statte auch den Neuankömmlingen einen Besuch ab. Es ist eine private
Gruppe von Freunden. Sie kommen von Landmanalaugar und sind über den über den Torfajökull gegangen.
Gehe dann noch zu den beiden Wasserfällen auf der anderen Seeseite.
Nach dem Abendessen besichtige
die neugebaute oder umgebaute Hütte. Auch sie hat dicke Seitenwänden aus unbehauenen Lavablöcken und einen offenen Dachstuhl.
Ein hoher, uriger Raum, zwei Tische, Gaskocher und -heizung. Die Hütte bietet Platz für etwa 18 Personen.
Bin voll zufrieden mit dem heutigen Tag, dem ersten auf dem sogenannten "Strútsstígur". Habe
im Rucksack doch noch einen Satz ungebrauchte Batterien für mein GPS gefunden!
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